PIWIs – pilzwiderstandsfähige Reben

Der Begriff „PiWi“ steht für pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die eine besonders starke Widerstandskraft gegen die Rebkrankheiten Echter und Falscher Mehltau aufweisen.

Fakten

  • ca. 3 %

    der Weinflächen in Deutschland werden aktuell mit PIWIs bepflanzt.

  • 1.618 ha

    Regent wurden 2022 angebaut

  • bis zu 80 %

    reduzierte Pflanzenschutzmaßnahmen

Beide pilzliche Schaderreger wurden im 19. Jahrhundert mit Wildreben aus Amerika eingeschleppt und haben sich seitdem im europäischen Weinbau festgesetzt. Durch die klassische Kreuzung von amerikanischen Wildreben mit natürlichen Resistenzen gegen die Erreger und europäischen Weinreben (Vitis Vinifera), die für hohe Weinqualitäten stehen, konnten in den letzten Jahren hierzulande neue nachhaltige Rebsorten gezüchtet werden, die kaum noch Pflanzenschutz benötigen. Sie verbinden den guten Geschmack mit der hohen Widerstandskraft und helfen den Winzerinnen und Winzern, die Umwelt zu schonen.

Mehr dazu:

PIWIs im Podcast mit Ernst Büscher und PiWi-Pionier Volker Freytag

Video vom Online-Seminar WeinEntdeckerWissen zu PIWIs

Züchtung von PIWIs

Bereits vor etwa 150 Jahren wurden in Frankreich Rebsorten mit amerikanischen Wildarten gekreuzt und in hohem Maße angebaut. Allerdings verschwanden sie bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts fast vollständig wieder. Heute ist Deutschland führend in der Züchtung einer neuen Generation dieser robusten Sorten. Die Züchtung einer neuen Rebsorte ist sehr langwierig und dauert von der eigentlichen Kreuzung bis zur Zulassung etwa 20 Jahre. Inzwischen steht nicht mehr nur die Pflanzengesundheit im Vordergrund, sondern auch vielfältige andere weinbauliche Vorteile, wie etwa eine spätere Reife, die gezielt selektioniert werden.

Welche Vorteile haben PiWis im Weinbau?

Die Reduzierung der Pflanzenschutzmaßnahmen um bis zu 80 Prozent hat viele Vorteile für Mensch und Umwelt. Darüber hinaus können durch weniger Überfahrten im Weinberg zusätzlich der CO2-Ausstoß und Bodenverdichtungen verringert werden. Für die Weinerzeuger bedeutet das sowohl Kostenersparnis als auch ein Gewinn an Zeit.

Welche Vorteile ergeben sich für die Konsumenten?

Als Konsumierende unterstützen wir eine nachhaltige und umweltschonende Weinerzeugung. Gleichzeitig öffnen sich neue Wege, um den Herausforderungen des stetig zunehmenden Klimawandels entgegen zu treten und zur Erhaltung von Steil- und Terrassenlagen beizutragen. Außerdem eröffnet sich mit den neuen Sorten eine breitere Genussvielfalt für die Weinfreunde.

Wie ist der aktuelle Anteil in Deutschland?

Mit jedem Jahr wächst in Deutschland auch die Anbaufläche von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Zu den PIWIs zählen Cabernet Blanc, Solaris, Souvignier Gris, Muscaris und Regent. Weitere Sorten sind: Cabernet Cortis, Calardis Blanc, Laurot, Satin Noir und Sauvignac.

In Deutschland werden aktuell erst knapp 3 Prozent der angebauten Rebflächen mit PiWis bepflanzt. Neben vielen ökologisch arbeitenden Weinerzeugern bauen auch immer mehr konventionell wirtschaftende Weinbaubetriebe vermehrt diese neuen Sorten an. Von den rund 2.700 Hektar, die bundesweit mit den neuen Sorten bepflanzt sind, entfallen rund die Hälfte auf die rote Rebsorte „Regent“, die hierzulande bereits seit 1995 im Anbau ist. Neue rote, robuste Sorten wie „Cabernet Cortis“ oder „Pinotin“ bewegen sich noch unter 100 Hektar Anbaufläche. Sie legen aber von Jahr zu Jahr ebenso dynamisch zu, wie beispielsweise die Weißweinsorten „Cabernet Blanc“ oder „Souvignier Gris“, die zusammen bereits auf 465 Hektar angebaut werden.

Die häufigsten PIWI Sorten (nach Anbauflächen)

  • Regent: Anbaufläche: 1.618 ha (2022), Kreuzung: Silvaner x Müller-Thurgau x Chambourcin
    Genuss: Tiefrote, farbkräftige und gerbstoffbetonte Weine mit Aromen von Kirschen, Zwetschgen und roten Beeren. Häufig auch im Holz oder als Rosé ausgebaut. Hochwertige Regent-Weine profitieren enorm von einigen Jahren Flaschenreife.
  • Cabernet Blanc: Anbaufläche: 260 ha (2022), Kreuzung: Cabernet Sauvignon x Resistenzpartner
    Genuss: Komplexe, würzige und extraktreiche Weine mit Aromen von grüner Paprika, schwarzer Johannisbeere, Stachelbeere, Zitrusfrüchten, Aprikose und Apfel. Erinnert an Sauvignon Blanc.
  • Solaris: Anbaufläche: 207 ha (2022), Kreuzung: Merzling x Gm7493
    Genuss: Fruchtige und duftige Weine mit Aromen von Quitte, Mirabelle, Mandel und Karamell. Häufig wird Solaris für Federweißer oder Süßweine verwendet, die trockenen Weißweine haben einen südländischen Charakter.
  • Souvignier Gris: Anbaufläche: 205 ha (2022), Kreuzung: Seyval blanc x Zähringer
    Genuss: Kräftig-stoffige Weine mit Aromen Honigmelone, Aprikosenkonfitund Quittensaft. Erinnert mit seinem cremigen Schmelz oft an Weiß-und Grauburgunder.
  • Muscaris: Anbaufläche: 117 ha (2022), Kreuzung: Solaris x Gelber Muskateller
    Genuss: Schlanke bis kräftig-stoffige Weine mit einer animierenden Säure und dem Bukett eines Muskatellers. Das würzige Muskataroma und die floralen Noten begeistern Liebhaber von aromatischen Weinen und sind sowohl als Dessertweine als auch als Begleiter für asiatische Küche geeignet.
  • Sauvignac: Anbaufläche: 77 ha (2021), Kreuzung: Sauvignon Blanc x Riesling x Resistenzpartner
    Genuss: Ein aromatischer Weißwein mit feinen Aromen von Maracuja, Aprikose und Apfel. Sauvignac erinnert sowohl an die Eleganz eines Rieslings mit einem Hauch Limone oder an eine ausdrucksstarke Scheurebe mit Aromen von schwarzer Johannisbeere.
  • Cabernet Cortis: Anbaufläche: 60 ha (2022), Kreuzung: Cabernet Sauvignon x Solaris
    Genuss: Tiefrote bis violette Weine mit Aromen von frisch gemahlenem Pfeffer und Cassis. Sehr geschätzt von Fans francophiler Rotweinstilen aus kühleren Weinbauregionen.
  • Pinotin: Anbaufläche: 36 ha (2022)
  • Cabertin: Anbaufläche: 19 (2022)
  • Calardis Blanc: Anbaufläche: k.A., Kreuzung: Calardis Musqué x Seyve Villard
    Genuss: Feine Aromen von Maracuja und Apfel mit einem würzigen Bukett und spritziger Säure. Der Wein erinnert an einen expressiven Rivaner und begeistert als leichter Sommerwein oder als spritziger Perlwein.
  • Laurot: Anbaufläche: k.A., Kreuzung: Merlot x Seibel x Blaufränkisch x St. Laurent
    Genuss: Tiefdunkle Weine mit würzigen Aromen von Waldbeeren und feiner Tanninstruktur. Erinnert an Merlot und St. Laurent.
  • Satin Noir: Anbaufläche:  k.A., Kreuzung: Cabernet Sauvignon x Resistenzpartner
    Genuss: Tiefrote, dichte Weine mit Aromen von reifen schwarzen Brombeeren und Johannisbeeren, schwarzem Pfeffer und dunkler Schokolade mit ledrigen und rauchigen Noten. Ein mediterraner Weintyp mit einem warmen Flair von Cabernet Sauvignon oder Cabernet Franc.

Wofür steht die Abkürzung PIWI?

PIWI steht für PIlzWIderstandsfähige Reben. Dabei handelt es sich um Kreuzungen aus amerikanischen und asiatischen Wildreben mit europäischen Rebsorten.