Rheinsteig

Weinberge vor Kaub mit Burg Gutenfels und Burg Pfalzgrafenstein

Auf allen Gebieten menschlicher Aktivitäten gibt es wohl Sparten, die so anspruchsvoll sind, dass man sie gemeinhin als „Königsdisziplinen“ bezeichnet.

Fakten

  • 22 km

    Distanz

  • 6,5 h

    Gehzeit

  • 823 m

    Höhe

Unter den Weinwanderwegen unseres Landes gilt genau dies für den Rheinsteig.

Auf insgesamt 320 Kilometern Länge führt er von Wiesbaden durch das gesamte Tal des Mittelrheins bis nach Bonn.

Die Etappe von St. Goarshausen nach Kaub zählt zu den schönsten Wanderrouten im Rheintal. Hierbei sind auf 22 Kilometern 823 Höhenmeter zu überwinden. Je nach Kondition müssen wir für diese anstrengende Tour 6 bis 7 Stunden einkalkulieren. Dafür werden wir entlang der Strecke allerdings auch mit einer unvergleichlichen Aussicht auf zahlreiche Höhepunkte des Welterbe Oberes Mittelrheintal überreich belohnt, die allen Kräfteaufwand angemessen erscheinen lässt. 

Unsere eigentliche Tour beginnen wir aber am Bahnhof von St. Goarshausen. Von dort gehen wir in Richtung Friedhof, wo wir auf die ersten Markierungen des Rheinsteigs stoßen. Erste Sehenswürdigkeit dieser an kulturellen und landschaftlichen „Sahnestücken“ reichen Wanderroute ist die Burg Neukatzenelnbogen, im Volksmund kurz „Burg Katz“ genannt. Zwischen 1360 und 1371 auf Befehl des Grafen von Katzenelnbogen errichtet, hat diese Wehranlage eine wechselvolle Geschichte mit mehreren schweren Beschädigungen und Wiederauf- bzw. Umbauten hinter sich. Kein geringerer als Napoleon I. ließ die Burg im Jahre 1806 sprengen; neunzig Jahre danach wurde sie nach Plänen eines Kölner Architektenbüros in Anlehnung an den mittelalterlichen Bestand und entsprechend dem wilhelminischen Zeitgeschmack als Wohnsitz für den damaligen Landrat Ferdinand Berg neu errichtet. Mit ihrem mittelalterlichen Original hat die Burg somit praktisch nichts mehr gemein, beeindruckend wirkt das hoch über der Stadt thronende Bauwerk dennoch.

Mit diesem Wissen und Gedanken zu den Wechselfällen der Geschichte im Hinterkopf, setzen wir unsere Wanderung entsprechend den Wegmarkierungen fort, erfreuen uns dabei des herrlichen Blicks auf das Rheintal. Nicht allein der Hobby-Historiker, auch der Naturliebhaber kommt entlang des Rheinsteigs voll auf seine Kosten. Auf federndem Waldboden führen schmale Pfade durch entlegene Täler und schattige Wälder. So gelangen wir schließlich zur Loreley. Seit Clemens Brentano 1801 das Schicksal der schönen Loreley in einer Ballade besungen hat, ist der 193,14 Meter über NN liegende Schieferfelsen, von dem sich seine Namensgeberin einst in den Tod gestürzt haben soll, fest im kollektiven Kulturgedächtnis der Deutschen verankert. Von hier aus genießen wir den atemberaubenden Blick über die Rheinbiegung.

Weiter geht es zu unserem nächsten Aussichtspunkt, dem Spitznack-Felsen. Auch von hier aus verschlägt einem der Blick auf die in sattem Grün stehenden Hänge des Rheintals fast den Atem. Weiter geht es durch Rotbuchenwald zum Bornichbach. Auf der anderen Seite zieht sich der Waldweg zum Lenning empor. Dort erwartet uns eine Aussicht, die wie gemalt wirkt: Oberwesel mit der roten Liebfrauenkirche und den 16 Türmen der mittelalterlichen Stadtmauer. Hinunter geht es nun ins wild-romantische Urbachtal. Der Rheinsteig führt uns durch verwilderte Weinberge über Felsen und Treppen zum Bach, um dann die Hütte „Alte Burg“ anzusteuern – den idealen Platz für eine kurze Rucksack-Rast.

Ganz in der Nähe beginnt ein schmaler Pfad, der sich eng an den Hang schmiegt. Er führt uns zu den „Roßsteinen“, großartigen Aussichtsfelsen gegenüber von Oberwesel. Nun gilt es noch ein paar Höhenmeter mehr zu bewältigen, bis wir nach  Dörscheid gelangen. An der Oberstraße 19 erwartet uns, eingerahmt von Weinbergen, FETZ - das Loreleyhotel mit angeschlossenem Weingut und Destille. Hier können wir uns bei regionalen Genüssen, hervorragend zubereiteten Wildspezialitäten und erlesenen Weinen aus eigenem Anbau so richtig erholen, bevor wir zur finalen Etappe ansetzen.

Nach dieser verdienten Tafelei beginnt der lange Abstieg in den steil terrassierten Weinbergen von Kaub mit malerischem Blick auf die alte Zollburg Pfalzgrafenstein. Schließlich erreichen wir unser Ziel, die Stadt Kaub. Bekannt geworden ist der Ort, außer durch die ab 1220 erbaute Burg Gutenfels, vor allem durch Gebhard Leberecht von Blücher („Marschall Vorwärts“), der hier bei der Verfolgung Napoleons Anfang 1814 mit seinen Truppen den Rhein überquerte.

Mehr noch dürfte uns Weinfreunde aber der Umstand interessieren, dass es in der kleinen Stadt immerhin fünf Winzerbetriebe gibt, was natürlich Spuren in der örtlichen kulinarischen Landschaft hinterlassen hat. Erwähnt seien hier das Weingut und Weinhaus „Bahles“ (Bahnhofstraße 10) und das Weingut „Am Löwenkopf“ (Schulstraße 48). In der zum Gut gehörenden Straußwirtschaft „In Däuwel's Küch“ können wir uns nach dem Kräfte zehrenden Wandertag noch einmal mit mittelrheinischen Spezialitäten verwöhnen lassen.

Markierung

Blaues Quadrat mit weißer geschwungener Linie (Rhein) in Form eines leichten "S".

Charakteristik

Steile Anstiege, auch durch die Weinberge, sie werden immer wieder mit imposanten Blicken auf die Steillagen belohnt. Zahlreiche Bänke erlauben eine Rast nach den Anstiegen.

Parkmöglichkeiten

Parkplatz am Bahnhof St. Goarshausen, ersatzweise Parkplatz an der Fähre (kostenpflichtig).

Hier gibt es weitere Informationen über das Anbaugebiet, Weinerzeuger/innen und Ausflugsziele in der Region.

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