Knallende Korken und bürokratischer Wahnsinn

Was würden Sie tun, wenn Sie den perfekten Sekt kreiert hätten – und Ihnen dann die gute alte deutsche Bürokratie doch noch einen Strich durch die Rechnung macht?

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Was würden Sie tun, wenn Sie den perfekten Sekt kreiert hätten – und Ihnen dann die gute alte deutsche Bürokratie doch noch einen Strich durch die Rechnung macht?

Genauso ist es meinen Eltern passiert. Sie lieben Sekt und haben sich nach ihrem Weinbaustudium 1972 einen Traum erfüllt – ihren eigenen Sekt herzustellen. Los ging es mit einem klassischen Riesling, bevor sie nach dem Vorbild der Champagne einen weißen Sekt aus roten Trauben vinifizieren wollten. 1989 kelterten sie aus Spätburgundertrauben den ersten Blanc de Noirs Deutschlands und reichten ihn drei Jahre später für die Erteilung einer amtlichen Prüfnummer im Weinbauamt ein. Und dann schlug das Bürokratie-Monster zu. Ein hellblaues Durchschlagsschreiben kam zurück: „Blanc de Noirs als Weinbezeichnung ist in Deutschland nicht zugelassen. Bitte wenden Sie sich an eine höhere Stelle.“

Eine echte Klatsche. Aber das mit der höheren Stelle ließen sich meine Eltern nicht zweimal sagen – schließlich waren sie schon so weit gekommen und nicht bereit, ihren Traum jetzt aufzugeben. Und so begann ein zweijähriger Schriftwechsel mit dem Ministerium für Wirtschaft und Weinbau, der über die Zeit so manchen Leitz-Ordner füllte. Mein Vater erklärte, warum der Sekt die international bekannte Bezeichnung Blanc de Noirs tragen muss, während das Ministerium sich darauf versteifte, dass auf einem deutschen Sekt nur deutsche Bezeichnungen stehen dürften. Der Ersatzvorschlag: Weißdruck. Es war absurd. Erst nach dem Argument meines Vaters, dass „brut“ auch französisch sei und auf deutschen Etiketten stehe, gab das Ministerium nach und änderte schließlich die Vorschriften. Und meine Eltern hatten ganz offiziell den ersten Blanc de Noirs Deutschlands kreiert.

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